Vielerorts kann man Leuten in traditioneller Trachtenmode begegnen, keineswegs nur auf dem Münchner Oktoberfest, wie so mancher fälschlicherweise annehmen mag. Auch im Alltag tragen viele Tracht, besonders in Bayern ist das keine Seltenheit. Dementsprechend viele Möglichkeiten gibt es, sich einzukleiden. Einen Trachten Shop findet man nicht mehr nur noch in der Fußgängerzone. Auch im Internet werden mittlerweile Trachten zum Verkauf angeboten. Ein modernes Medium in Verbindung mit solch traditionsreicher Kleidung – funktioniert das denn? Das tut es, denn nicht nur in Bayern, sondern in ganz Deutschland und vor allem immer mehr auch im Ausland wollen sich viele Leute Trachten bestellen. Doch wie entstand sie eigentlich, die Tracht, und wann tauchte sie zum ersten Mal auf?
Das Wort Tracht kommt vom althochdeutschen Wort „traht(a)“ bzw. vom mittelniederdeutschen Wort „dracht“, was so viel bedeutet wie „das, was getragen wird“. Sie ist die traditionelle Kleiderordnung einer bestimmten Region, eines Landes oder einzelner Volksgruppen. Die ersten bäuerlichen Trachten entstanden Ende des 15. Jahrhunderts. Im städtischen Umfeld entstand die Amtstracht, die die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Berufsgruppe zeigte. Die Volkstracht dagegen stammt aus ländlichen Gebieten und ist eine regionaltypische Bekleidungsform. Aber auch andere Informationen übermittelte der Träger einer Tracht dem aufmerksamen Beobachter. So gab sie zum Beispiel Aufschluss über den gesellschaftlichen Hintergrund und die wirtschaftliche Situation des Trägers. Bei Frauen ließ sich anhand der Art und Weise, wie die Schürze gebunden war, erkennen, ob sie ledig, verheiratet oder verwitwet war. Aber auch je nach Anlass variierte die Bekleidung, so wurde zum sonntäglichen Kirchgang beispielsweise etwas anderes getragen als am Rest des Tages.
Mit der Zeit entwickelte sich die Mode aber in andere Richtungen, und erst im 19. Jahrhundert kam das Interesse an der traditionellen Tracht wieder auf, als man sich im Zuge der Heimatbewegung auf regionale Besonderheiten besann. In Deutschland fand die traditionelle Volkstracht bis ins 20. Jahrhundert weite Verbreitung, wird heute aber nur noch in einigen Regionen zu besonderen Anlässen getragen. Die heutige Tracht dagegen geht auf die Jagd- und Wanderbekleidung zurück, wofür beispielsweise die Lederhosen dank ihrer Robustheit sehr gut geeignet waren.